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Goßmannsdorfer Weihnacht

1970 - 2014

 

 Die Vorgeschichte

 

Die Goßmannsdorfer Weihnacht lässt sich in ihrer Art  in die Reihe der altbaierischen Weihnachtsingen einordnen und ist die zweitälteste in Franken.

 

Es sind immer Menschen, die mit einer Idee am Anfang einer Tradition stehen und bereit sind, zu versuchen mit Hilfe von Gleichgesinnten, diese auch umzusetzen.
So auch geschehen bei der Goßmannsdorfer Weihnacht.

 

Dies zu erklären ist es notwendig zeitlich weit vor Beginn dieser örtlichen Tradition zurückzugreifen.

 

Günter Huschka, der sich mit seiner Familie 1969 in Goßmannsdorf sesshaft machte, lernte im Laufe seines Studiums in München Kurt Becher, den Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege e.V. und Toni Goth vom Münchner Kreis und andere aus der oberbayerischen Volksmusikszene kennen. Ein besonderes Erlebnis waren neben den Volkstanzveranstaltungen des Münchner Kreises die Adventsingen im Kongresssaal des Deutschen Museums unter der Leitung von Toni Goth. Namhafte oberbayerische Gruppen sangen und musizierten und stellten andachtsvoll das Weihnachtsgeschehen in das Zentrum der Veranstaltung. Diese Veranstaltung hatte Tiefenwirkung und wurde letztlich ein Vorbild für die Goßmannsdorfer Weihnacht.

 

Als „Neuer“ im Dorf wird man zu Veranstaltungen eingeladen, so auch Günter Huschka.  Andere Länder, andere Sitten. Weit weg von den Erlebnissen im Kongresssaal des Deutschen Museums, erlebte er  eine fränkische Weihnacht im Hömersaal in Goßmansdorf. Diese erinnerte ihn an die Christbaumversteigerungen bei ihm daheim in der Oberpfalz, einfach lustig, bei viel Alkohol und Rauch.

 

Weihnachten ist mehr und ist anspruchsvoll und was in München möglich ist, müsste auch in Franken, in Goßmannsdorf möglich sein.

                                            

Und so kam es im Hömersaal nach der oben erwähnten Weihnachtsveranstaltung mit Krippenspiel des Musikvereins und der Chorgemeinschaft Goßmannsdorf zu einer nächtlichen Diskussion bis in den Morgen hinein.

Es waren dabei Anton Berwind, 1. Vorstand des Musikvereins, Richard Hömer, 1. Vorstand der Chorgemeinschaft, Bürgermeister Leo Dünninger, Herr Seybold, Dirigent des Musikvereins und Günter Huschka.

Günter Huschka versuchte mit einer Schallplatte vom Münchner Adventsingen die Herren zu überzeugen. Mehrere Male wurde diese abgehört.

Das Ergebnis dieser nächtlichen Runde war positiv. Folglich wurde beschlossen künftig jährlich ein gemeinsames Weihnachtssingen und Musizieren in der Kirche St. Margaretha zusammen mit Volksmusik- und Gesangsgruppen aus Franken zu veranstalten und getrennte Kameradschaftsabende mit Ehrungen im weihnachtlichen Stil abzuhalten.

 

Das war die Geburtsstunde der Goßmannsdorfer Weihnacht, die nach 45 Jahren noch weit über die Gemeindegrenzen hinaus strahlt.

 

Anfangs störte es nicht, dass im Wesentlichen altbaierische Lieder und Musikstücke erklangen. Der Andachtsjodler von Annette Thoma klang fränkisch auch ganz gut.

 

So folgte eine Goßmannsdorfer Weihnacht nach der anderen. Letztlich wurde Goßmannsdorf als musikalisches Dorf bekannt. Eine ganze Reihe von Musik- und Gesangsgruppe entstanden und die professionellen Hirtengespräche waren lange Jahre ein fester Bestandteil dieser gemeinsamen Veranstaltung.

Während der 45 Jahre ihres Bestehens unterstützten die heimischen Gruppen über 90 verschiedene Musik- und Gesangsgruppen aus Franken, der Oberpfalz und auch aus Oberbayern unser Singen im Advent. 

 

Durch all die Jahre unterstützten die Goßmannsdorfer Weihnacht  die Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege München e.V. Kurt Becher, Dr. Erich Sepp und Dr. Elmar Walter finanziell. Herzlichen Dank!

 

Die Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik Ufr. unter dem derzeitigen ersten Vorsitzenden Reinhard Hüßner ist  seit 2009 Mitveranstalter der Goßmannsdorfer Weihnacht und daraus erkennt man die Anerkennung der Bedeutung dieser langjährigen Tradition in den Haßbergen.

 

Allmählich wandelte sich die Goßmannsdorfer Weihnacht zu einer fränkischen Weihnacht. Betont wurde das Fränkische besonders durch die in fränkischer Mundart vorgetragenen Hirtengespräche. Kaufen konnte man diese nicht, so sind diese selbstgestrickt. Rektor Karl Eisentraut aus Königsberg, Rektor Viering aus Würzburg, Josef Ehrlitzer aus Gochsheim und Edith und Anita Huschka stellten die Hirten von Bethlehem in den Haßgau und ließen sie im Goßmannsdorfer Dialekt plaudern. So finden wir hier viele fränkische Ausdrücke und Redensarten für die Nachwelt festgehalten, ein Stück schwindender Kultur.

 

Die Goßmannsdorfer Weihnacht wurde so zur Gemeinschaftsveranstaltung des Musikvereins, der Chorgemeinschaft, des Pfarrgemeinderates, der Kirchenverwaltung und auch der Heimatfreunde, die sich um die weihnachtliche Gestaltung des Dorfplatzes kümmern.

 

 

Was bedeutet die Goßmannsdorfer Weihnacht für uns Goßmannsdorfer?

 

  • Wir haben ein wertvolles Kulturgut zur Tradition gemacht, unseren heimi- schen Dialekt in den Hirtenstücken für die Nachwelt gebunden.
     
  • Die Goßmannsdorfer identifizieren sich  mit ihr und haben eine Veranstaltung geschaffen, die ins Frankenland hinaus strahlt.
     
  • Die Goßmannsdorfer Weihnacht bringt uns jedes Jahr in Bewegung und schenkt uns dörfliches Leben.
     
  • Die Goßmannsdorfer Weihnacht gleicht einem Wortgottesdienst, in dem sich die Besucher innerlich finden und das Geschehen von Bethlehem nachempfinden.
     
  • Die Goßmannsdorfer Weihnacht verbindet uns mit Musik- und Gesangsgruppen aus Franken und darüber hinaus. Wir haben viele Freunde dadurch gewonnen.
     
  • Die Goßmannsorfer Weihnacht steht in enger Verbindung zu den Wurzeln der Weihnachtssingen in Bayern.
     
  • Die Goßmannsdorfer Weihnacht ist zu einem Stück Heimat geworden.
     

Möge die Goßmannsdorfer Weihnacht weiterhin Bestand haben und die Geburt Christi musikalisch verkünden.

 

   Text: Günter Huschka